Gärtnern wie auf der Raumstation

Bayreuth. Bühne für Gründer:

Start-up Myriad entwickelt autonomen Indoor-Garten

 

Gärtnern wie im Weltraum
Auf nur 0,15 m² Fläche können mit dem Myriad Garden 16 verschiedene Pflanzen angebaut werden. Gleichzeitig ist die kleine vertikale Farm ein außergewöhnliches Einrichtungsobjekt für jeden Raum.
© Myriad

Erntefrische Tomaten wie aus dem Weltall

Der Traum vom eigenen Gemüse war bislang für viele nicht erfüllbar, sei es wegen fehlender Anbauflächen oder mangelnden Gärtnertalents. Das junge Start-up Myriad aus Bayreuth kann diesen Traum nun für jeden erfüllen – dank innovativer Ideen aus der Raumfahrttechnologie.

 

Das Prinzip der vertikalen Farm für Jedermann: Pflanzen wie Kräuter, Tomaten, Paprika & Co. benötigen keine Erde und quasi keinerlei Pflege, um zu wachsen. Der Indoor-Garten versorgt sie automatisch durch einen mit Nährstoffen angereicherten Nebel im Inneren des Moduls sowie mit einem auf die Bedürfnisse von Pflanzen eingestellten Lichtspektrum von außen.

Das Ergebnis: Auf nur 0,15 m² Fläche können 16 verschiedene Pflanzen angebaut werden – egal an welchem Standort, an 365 Tagen im Jahr und mit einem doppelt so schnellen Wachstum wie in einem herkömmlichen Garten. Indoor-Farmer müssen lediglich auf Hinweis des Gartens Wasser einfüllen und ernten.

Das Bayreuther Start-up an einem ihrer Lieblingsorte, dem Ökologisch Botanischen Garten.
Das Bayreuther Start-up an einem ihrer Lieblingsorte, dem Ökologisch Botanischen Garten.
© Myriad

Mit einem Exist-Gründerstipendium in der Tasche entschied sich das Start-up-Duo Myriad für eine Zusammenarbeit mit der Universität Bayreuth und legte damit hier den Grundstein für ein innovatives Unternehmen.

Warum sind Sie nach Bayreuth gezogen?

Yannic Hönle: Mein Bruder promoviert aktuell an der Universität Bayreuth. So haben wir Prof. Clemens kennengelernt, den Lehrstuhlleiter und Gründungsdekan der neuen “Fakultät für Lebenswissenschaften: Lebensmittel, Ernährung und Gesundheit”. Wir haben ihm unsere Idee vorgestellt, Prototypen gezeigt und konnten ihn so als Mentor gewinnen. Unser innovatives Produktionssystem zur Selbstversorgung passt mit dem Forschungsschwerpunkt “Nahrungsmittelqualität” der Fakultät super zusammen.

Was gefällt Ihnen an Bayreuth besonders gut?

Miriam Martín González: Bis zu unserem Umzug hierher kannten wir Bayreuth so gut wie gar nicht.

Umso positiver waren wir von der schönen Innenstadt mit den vielen gemütlichen kleinen Gassen überrascht.

Besonders gefreut haben wir uns über das viele Grün in der Stadt mit dem wunderschön angelegten Ökologisch Botanischen Garten, der Wilhelminenaue, der Eremitage und dem Hofgarten.

Ein riesiger Pluspunkt ist für uns außerdem die Nähe zum Fichtelgebirge.

Felsen im Fichtelgebirge
Felsen im Fichtelgebirge
© Tourismuszentrale Fichtelgebirge F.Trykowski

Welche Vorteile bieten Bayreuth und die Region aus Ihrer Sicht vor allem für GründerInnen und Start-ups?

Yannic Hönle: In Bayreuth herrscht gerade eine regelrechte Aufbruchstimmung in Sachen Start-ups, die wirklich ansteckend ist.

Wirtschaftsförderung, Universität und GründerInnen arbeiten in Bayreuth und der ganzen Region eng zusammen – diese Nähe zueinander und die daraus resultierende gegenseitige Unterstützung ist unserer Meinung nach der größte Vorteil des Standorts Bayreuth. Genauso wie die noch überschaubare Größe der Gründerszene in Bayreuth.

Hier ist man nicht eines von tausenden Start-ups, sondern kann relativ schnell Kontakte knüpfen und Unterstützung finden.

Was ist das Revolutionäre an Ihrem Produkt?

Miriam Martín González: Vertikale Farmen schaffen gerade den Einzug in die Supermärkte, aber wir wollen aber noch einen Schritt weitergehen.

Mit unserem Produkt ermöglichen wir allen Menschen, ihr eigenes Gemüse anzubauen, weil unser autonomer Garten die ganze Arbeit automatisiert, also sozusagen selbst erledigt.

Gleichzeitig ist er so platzsparend und effizient, dass schon auf wenigen Quadratmetern der eigene Bedarf an Tomaten, Gurken, Paprika, Kräutern usw. gedeckt werden kann – und das an 365 Tagen im Jahr. Das heißt: frisch geerntete Tomaten auch im Winter.

Was sind Ihre nächsten Pläne?

Yannic Hönle: Aktuell steht der Startschuss für die erste Produktionsserie des Myriad Gartens bevor. Unser Ziel ist, bereits mit höheren Stückzahlen in die Produktionsphase zu starten, um so einen Preis anbieten zu können, der die Technologie so vielen Menschen wie möglich zugänglich macht. Um das zu erreichen, sammeln wir demnächst Bestellungen in einer Crowdfunding-Kampagne.

Auf unserer neuen Website kann man sich ab jetzt für Vorbestellungen anmelden und bekommt als Dankeschön für die Starthilfe kostenloses Saatgut für ein ganzes Jahr dazu.

Wir glauben an Technologie, um damit eine bessere Zukunft zu schaffen.

Wie sehr wollen Sie wachsen?

Miriam Martín González: Etwa 270 Millionen Haushalte In Europa würden gerne ihr eigenes Gemüse anbauen. Bisher konnten sie das aufgrund von Platz-, Zeitmangel oder fehlendem Vorwissen nicht.

Mit unserem Garten kann sich dagegen wirklich jeder selbst versorgen. Außerdem eignet sich unsere Technologie nicht nur für den privaten Einsatz. In Zukunft wollen wir auch autonome Gärten für Restaurants, Bars und kleine Geschäfte anbieten, die damit direkt vor Ort erntefrische Kräuter und Gemüse anbieten können.

Hyperregionale Küche: Vom Indoor-Garten direkt auf den Teller

Was ist aus Ihrer Sicht entscheidend, um in einer neuen Stadt anzukommen und sich irgendwann zuhause zu fühlen?

Yannic Hönle: Gutes Essen spielt eine der wichtigsten Rollen, selbst wenn das Gemüse mal nicht selber angebaut ist. Wir gehen in Bayreuth gerne essen und auch die Mensa der Uni Bayreuth finden wir super. Das Abendangebot haben wir schon oft spät abends genutzt um einen langen Arbeitstag zu beenden.

Nur wenn man gemütlich zur Ruhe kommen kann, kann man sich in einer neuen Stadt so richtig zuhause fühlen.

Können Sie sich vorstellen, auf absehbare Zeit in Bayreuth zu bleiben?

Miriam Martín González: Die letzten Jahre haben wir viele interessante Leute kennengelernt, die von unserem Produkt genauso begeistert sind wie wir selbst. Das schafft natürlich eine Bindung an den Standort.

Wenn wir für Myriad in Oberfranken sowohl Kapital als auch Personal finden, würden wir sehr gerne im schönen Bayreuth bleiben.

An 365 Tagen im Jahr ermöglicht das autonome Gardening System made in Bayreuth die Ernte von frischem Gemüse und frischen Kräutern.

Die Geschäftsidee

Die Idee zu einem autonomen Indoor-Garten entstand, als die beiden Myriad-Gründer Yannic Hönle und Miriam Martín González selbst in ihrer Wohnung ohne Balkon in Pflanztöpfen Gemüse anbauen wollten und damit wenig Erfolg hatten. Beide waren zu diesem Zeitpunkt für ein Projekt in der Raumfahrtindustrie tätig und kamen dadurch auf die Idee, eine erdlose vertikale Farm zu konzipieren. Das Prinzip der Aeroponik, der Kultivierung von Pflanzen in nährstoffangereicherter Luft, das auch auf der internationalen Raumstation eingesetzt wird, wurde somit zur Basis für das Myriad-Konzept.

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